Wikipedia-Terrorismus

von | 24.01.2020 | Blog, Wikipedia-Autoren | 0 Kommentare

Wikipedia ist das widerlichste Phänomen der Informationsgesellschaft, das mir in mehr als 30 Jahren publizistischer Tätigkeit begegnet ist. Wenn ich Freunden davon erzähle, fragen sie oft ungläubig: „Warum das denn? Wikipedia ist doch super! Wenn ich schnell irgendwas wissen will, kriege ich sofort die Info – und das gratis! Was will man mehr?“

Ich frage dann zurück, ob sie von dem Begriff „Wikipedia-Terrorist“ bzw. „Wikipedia-Terrorismus“ gehört haben? Der Begriff wurde u. a. in Zusammenhang mit dem Norwegischen Massenmörder Anders Breivik formuliert. Breivig nannte Wikipedia als wichtigste Inspirationsquelle für sein Weltbild und Handeln, er hat innerhalb weniger Stunden 77 Menschen auf einer Ferieninsel erschossen und weitere verletzt. „Aber das ist doch ein furchtbarer Einzelfall“, entgegnet man empört, „Terrorismus eines einzelnen Psychopathen … Den Begriff kann man nicht mit Wikipedia in Verbindung bringen“ (selbst wenn er faktisch in diesem Zusammenhang medial formuliert worden ist). Wer entsetzt sich nicht angesichts mörderischer Akte, wo immer auf der Welt? Doch die Empörung scheint naiv, denn Terrorismus ist alltäglich und damit auch in uns selbst begründet, in dem persönlichen und gesellschaftlichen Umgang mit Wissen und Informationen. Menschliches Handeln beginnt im Kopf, so hat es jetzt in der Wikipedia einen informellen Nährboden gefunden für eine neue Gattung: Wikipedia-Terrorismus. Längst gibt es unzählige Aktivisten, die in den Wikipedia-Diskussionsseiten agieren und zumeist aus der Anonymität heraus – Heckenschützen gleich – Personen, Parteien und Unternehmen terrorisieren mit Mobbing, Stalking, Diffamierung und Falschdarstellungen: eine von mehreren Formen des Info-Terrorismus‘. Vordergründig erscheint die Online-Enzyklopädie also großartig – wie eine Hollywood-Filmkulisse, betrieben von Wikimedia, einem multinationalen US-Großkonzern, der Wissensressourcen und Arbeitskräfte ausbeutet -, doch Wikipedia kann auch als Waffe im Infokrieg missbraucht werden. Wir tun also gut daran, staatlich zu regulieren! Das wird auch in Band II des Schwarzbuchs Wikipedia ausgeführt, den ich wieder als Herausgeber betreue; das Buch erscheint voraussichtlich 2021/2022.

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